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04.08.17 - Resolute Bay, 74°41,53 N 094°50,94 W

Resolute ist keine gewachsene Ortschaft. In den fünfziger Jahren haben die kanadischen Behörden aus einer größeren Inuit Siedlung die meisten Bewohner zu zwei völlig neuen Ortschaften umgesiedelt, Resolute und Grise Fiord, mit dem Versprechen, dass es dort bessere Fisch- und Jagdgründe gäbe und, wenn es Ihnen nicht gefalle, sie wieder zurück könnten.

 

 

 

Wenn man die Karte des kanadischen Nordens ansieht, erkennt man, dass die Kanadier möglicherweise auch andere Motive hatten: Die riesige Insel Ellesmere Island wurde mit der Errichtung von Grise Fjord zu einer bewohnten Insel. Resolute hat als Hinterland die großen nordwestlichen Inseln. Die große Landfläche westlich von Grönland war auf einmal bewohnt. Denn richtigerweise heißt es nicht „no flag, no country“ sondern „no people, no flag, no country“.

 

 

 

Weder waren die Lebensbedingungen vorteilhaft, noch hielten die kanadischen Behörden ihr Versprechen, dass jeder auf Wunsch wieder zurück ziehen könne. Die Familienverbände waren zerrissen, die Bindung an die eigene Heimat zerstört.

 

 

 

Heute erinnert eine förmliche, in der Polizeistation aushängende staatliche Entschuldigung an diese Zeit. Allerdings haben die Kanadier die beiden Orte auch nicht wieder dicht gemacht. Mit einer Bevölkerung von jeweils zwischen hundert und zweihundert Einwohnern ist es schwer, ein Konzept für einen funktionieren Ort zu entwickeln. Die Geschichte der Eltern, die diese einem auch heute noch sofort erzählen, ist keine gute Basis für die Entwicklung von Verbundenheit der nachwachsenden Generation. Alle wichtigen Funktionen sind von weißen Kanadiern besetzt, die im drei Monatsrhythmus wechseln oder immer wieder für zwei Monatsschichten nach Resolute kommen. Anscheinend gelingt es den Kanadiern nicht, die Orte mit einem anderen Zweck als „Platzhalter“ auszustatten.

 

 

 

Wir liegen in der Bucht, hoffen, dass Südsturm ausbleibt, und warten. Die Lage ist weniger günstig, als die extrem geringe Meereisbedeckung dieses Winters erwarten ließ. Statt früher in das Kernstück der Nordwestpassage einfahren zu können, müssen wir länger als üblich warten. Wir hoffen quasi täglich darauf, dass das Eis weiter aufreißt.