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08.08.17 - im Eis, 74°06,31 N 095°19,96 W

Durch die Tage vor Anker im Gascoyne Inlet und jetzt in Resolute Bay ist die Chance, den frühen Wurm zu fangen, aufgebraucht. Langsam neigt sich das Pendel in Richtung spät. Die Einsamkeit ist auch vorbei. Lag bei unserer Ankunft nur das kleine grönländische Segelboot „Kigdlua“ in der Bucht war es mit uns und dem kurze Zeit später angekommenen französischen Boot „Kerguelen“ schon drei. Gestern dann die „Archimedes“, und heute morgen „Le Why“, ein 20 m Schoner auf weltweiter Tauchexpedition. Die Hafenfäule zerrt an unseren Nerven.

 

UB, der uns mit exzellenter Recherche von Frankfurt aus unterstützt, hat uns zwischenzeitlich bestätigt, dass eine Öffnung im ansonsten massiven Eisriegel auf den Satellitenbildern zu sehen ist. Jens, der Skipper von Kigdlua, teilt unsere gestrige Lageeinschätzung als Ergebnis einer weiteren Besteigung des Hausberges. Wir entschieden uns daraufhin, zum Sprung über den Lancaster Sound.

 

Die Sonne scheint und off wie go.

 

Wie zur Bestätigung unser weisen Überlegungen sind die ersten acht Meilen nahezu eisfrei (man könnte natürlich auch sagen, keine Überraschung, der Kleinkram wurde vom NW-Wind fortgeblasen), so dass wir direkt auf den Peel Sound zuhalten können. Dann begann das Heldentum der Eisfahrer, nämlich die Suche nach der Lücke. Nach drei weiteren Meilen Süd ist Schluss. Geschlossene Eisdecke, soweit das Auge reicht.

 

Gemäß Plan B entlang der Eiskante nach Ost, wobei wir auch zwei Meilen nach Nord verlieren. Immer noch kein offenes Wasser nach Süd sichtbar. Der Rücken der Helden wirkt schon etwas gebückter, als Benedict einen langen flachen Schatten als Wasser identifiziert. Einmal noch eine Eisscholle angeschubst und open Sea bis auf die andere Seite des Lancaster Sounds. Wir sind Helden und die besten Eisanlytiker, sowieso.

 

Kurs auf die Ostecke der Einfahrt zum Peel Sound. Die Flows werden häufiger, die Phasen geringerer Geschwindigkeit länger. Da war doch was: In der Mitte des Peel Sounds stabiles 7/10 Eis. – Da müssen wir vorbei, um auf die (derzeit noch) schöne Seite des Peel Sounds zu kommen. Die Helden werden wieder etwas kleiner.

 

Um 19:10 ist Schluss. Nichts geht mehr. Aus dem Peel Sound zieht sich eine Barriere nach Nord, die wir nicht überwinden können. Wir haben zwei Möglichkeiten: Hier mit dem Eis zu driften oder zurück nach Osten auszuweichen. Da wir etwas Strom nach Ost haben und nur schwacher Wind aus Ost vorhergesagt ist, schätzen wir die Chance, dass sich die Lage hier verschlechtert, klein ein. Wir entscheiden uns für beidrehen. Die Helden sind ein Stück Holz im Wasser.