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08.09.17 – Beringsee, 58°36,23 N 166°29,74 W

06.09.17 – Passage 63°42,95 N 165°57,19 W

 

Nome zu verlassen hat keine große Überwindung gekostet. Der Charme vergangener und aktueller Gier nach Gold (es wird in nennenswertem Umfang geschürft), in der westlichen Zivilisation gestrandeter Inuit, very last Frontier Bekennern in einer Stadt, deren architektonischer Reiz sich in zu breiten Straßen begrenzt, konnte uns nicht zu lange aufhalten.

 

 

 

 

Einklarieren, Tanken, ein letztes Mal gemeinsam mit unseren Freunden auf der Nauta D zu Abendessen und dann weiter Richtung Süd.

 

Mit Macht drängt es uns zurück „unter die Baumgrenze“. Vegetationslose oder eintönige glaziale Formationen haben wir zu Genüge gesehen. Vor uns liegen rund 600 sm Beringsee mit einer attraktiven Wettervorhersage für die nächsten fünf Tage: nördlicher Wind mit fünf bis sechs Windstärken. Die Chance auch dieses an Schauergeschichten reiche Meer auf schlankem Fuß zu befahren wollen wir uns nicht entgehen lassen.

 

Die wenigen, für ein Segelboot erreichbaren Orte an der Küste im Osten reizen uns nicht genug, die ersten Herbststürme in Kauf zu nehmen. Diese Orte mögen Fluchtpunkte im Fall einer unvorteilhaften Wetterentwicklung sein, für ihre Eignung zum Sightseeing nach knapp zwei Monaten auf See fehlt uns die Vorstellungskraft. Auch die meisten Fischer haben die Beringsee schon verlassen und sich in Richtung Winterlager am Golf von Alaska aufgemacht.

 

07.09.17 – Passage, 60°46,94 N 167°32,64 W

 

Der Wind ist für uns sehr angenehm, den noch kommt er aus dem vierten Quadranten und wir müssen noch West machen, um das Yukon Mündungsdelta zu umfahren. Auch wenn der Wind sich deutlich oberhalb von 20 Knoten einpendelt, lässt es sich mit reduzierter Segelfläche entspannt segeln. Am späten Nachmittag belegt ein Etmal von fast 200 sm den erfreulichen Segeltag.

 

08.09.17 – Passage, 58°13,36 N 165°53,50 W

 

Unsere Neigung, in rabenschwarzer Nacht zwischen der Insel Nunivak und dem Festland in der Etolin Strait auszuprobieren, ob wir den Strom richtig berechnet haben und bei fünf Knoten mitlaufendem Strom das Boot im engen Fahrwasser halten können, ist klein. So segeln wir im westlich der Insel und genießen noch ein wenig raumschots.

 

Als von der Nauta D später die Nachricht von einer angenehmen, zügigen und unproblematischen Durchfahrt eintraf, gibt es noch ein wenig „hätte, hätte“, aber das ist halt „Fahrradkette“.

 

Als Nunivak Island in unserem Kielwasser liegt, ist Schluss mit raumschots und platt vorm Laken angesagt. Obwohl wir deshalb nur noch mit dem Groß segeln schaffen wir mit gut 180 sm wieder ein anständiges Etmal. Die Hälfte der Beringsee liegt aber bereits hinter uns.

 

09.09.17 – Passage, 55°51,80 N 164°01,29 W

 

Zunehmend nervt die wegen der geringen Tiefe der Beringsee kurze und steile, teilweise Konfuse Welle. Unser elektrischer Steuermann wird deutlich gefordert. Wir schaffen auch nur noch knapp 170 sm und steuern weniger tief. Dann eben vor dem Wind kreuzen.

 

10.09.17 – Passage, 55°08,20 N 161°55,53 W

 

Das flache Wasser hat zumindest den Vorteil, dass wir nicht mit brechenden Wellen in der Ansteuerung auf die Querung der Aleuten bei False Pass rechnen müssen.

 

Netterweise bremsen die Berge der Aleuteninseln auch noch den Wind. Als wir bei der Ansteuerungstonne die Segel herunternehmen weht der Wind nur noch mit 12 Knoten. Die Wellen sind bereits hier kaum noch spürbar, so dass die verbliebenden Zweifel einer Durchfahrt durch diese sehr flache Passage schwinden.