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09.08.17 - Passage, 73°54,25 N 090°04,44 W

Der Tag begann unruhig. Nachdem wir die Entscheidung zum Beidrehen getroffen haben, schließt sich das Eis. Eine Mischung von Strom und Wind treibt die Eisschollen immer mehr zusammen, in der Mitte wir. Um Mitternacht hielt es mich nicht mehr, doch der Versuch, auf unserem Track (der vom Plotter aufgezeichneten Fahrstrecke) den Weg zum Ausgang zu finden, scheitert. Gefangen im Eis.

 

Der Nebel wird dichter, das nur gut drei Meilen entfernte Land nicht mehr zu sehen. Das Eis verdichtet sich weiter. Schnee. Kalt. Das 24-Stunden-Tageslicht fahl wie in einem Gruselfilm. Tröstlich der Gedanke, dass man mit unserem Boot im Eis überwintern kann, dann wird man ja zwingend vom Eis eingeschlossen. Also nicht lebensbedrohlich. Aber auch nicht gemütlich.

 

Um 11:00 sucht Benedict mit dem Fernglas die Eiskante um uns herum ab. Er glaubt eine Lücke zu sehen. Als ich dazu komme, haben Wind und Strom das Eis schon wieder auseinander getrieben. Nach einer Stunde vorsichtigen Manövrierens sehen wir die Eiskante und dahinter das offene Wasser!

 

Wie echte Helden fühlen wir uns nicht. Die Situation war für uns nicht selbstverständlich, auch wenn wir wussten, dass uns so etwas erwarten würde. Mir jedenfalls war mulmig. Aber mit der dann aufsteigenden Sonne und der geradezu irren Hitze (Überlebensanzug ohne zusätzliche Wärmeschicht …) fand der Geist Raum für neues Denken. Der Körper kann seinen Schlafbedarf befriedigen.

 

Von UB kommen Satellitenfotos, wonach der Peel Sound jedenfalls für weitere zwei Tage nicht zugänglich sein würde. Die Strecke bis zur Ballot Strait auf der anderen Seite von Somerset Island erscheint hingegen frei. Wenn alles klappt sind wir früher in der Franklin Strait, als durch den Peel Sound. Peel Sound wollte uns nicht. Wir ihn jetzt auch nicht mehr.

 

Prince Leopold Island ist passiert und wir segeln mit Schiebestrom nach Süd. Dort soll laut Eiskarte unmittelbar an der Küste kein Eis sein, jedenfalls den größten Teil der Strecke.