Seite auswählen

17.08.17 – Passage, 68°28,50 N 96°56,10 W

Mit der Passage östlich um King William Island haben wir den ganz klassischen Weg gewählt. Amundsen als Erster 1906 und dann viele Jahre später Willy de Ross sind beide die längere Strecke gefahren.

 

Der sehr viel kürzere Weg auf der Westseite von King William Island durch die Viktoria Strait ist erst seit dem Ende des letzten Jahrhunderts regelmäßig so weit offen, dass der Weg mit Eisbrechern für die kommerzielle Schifffahrt planbar ist. Wir wären gerne durch die Viktoria Strait gefahren, doch als wir dort vor der Tür standen, war sie mit festem Eis verschlossen. Wir hörten, dass einige andere Boote diesen Weg wählen konnten, nur einen knappen Tag nachdem wir in die James Ross Strait einfuhren.

 

Dafür gab es für uns einen langen, schönen Tag der Entspannung. Glattes Wasser, Sonne, leichte Brise – es gibt keine bessere Möglichkeit, abzuschalten. Ein Blick auf Gjoa, der Ankerplatz, an dem Amundsen zwei Winter blieb und von den Inuit Anpassung an die widrigen Verhältnisse der Arktis lernte. Ein viel netterer Gedanke, als entlang der Stelle zu fahren, an der die letzten Überlebenden der Franklin Expedition ihr Boot verlassen hatten um auch nichts anderes als den Tod im Eis zu finden.

 

Eine unsinnige Suche, die nach dem Weg von um Nordamerikas Nordküste. Zur Zeit des Wettrennens um die Entdeckung der NWP war deren Durchfahrung ohne Wert. Nachdem Amundsen bewiesen hatten, dass man den von McClintock bei der Suche nach Überlebenden der Franklin Expedition aufgezeigten Weg befahren kann, wurde die NWP binnen 70 Jahren nur 14 mal von Eisbrechern und/oder Expeditionsschiffen befahren. Es scheint fast, als musste erst ein Freizeitsegler als Zweiter Segler durch die Nordwestpassage nach Westen fahren, bevor die Welt von diesem Seeweg wieder Notiz nahm. Auch unsere Passage wird in Zählung eine untere dreistellige Zahl erhalten. Erst jetzt mit dem Abschmelzen des Meereises deutet sich eine wenigstens zeitweise kommerzielle Nutzung an (die U-Boote fahren schon lange die kürzeste Variante unter dem Eis der M’Clure Strait und des Viscount Melville Sound hindurch, eine Strecke, die 2001 ein einziges Mal von einem Eisbrecher durchfahren wurde).

 

Ich bin mit Morning Haze jetzt weiter nach Westen vorgestoßen, als auf jeder anderen Reise. Bald werden wir im Pazifik ankommen und bis dahin keinen einzigen Schlag über mehr als 450 sm offenes Meer zurückgelegt haben. Ein seltsames Gefühl, mit Trippelschritten unsere Erde zu umspannen.

 

Der heutige Tag verging im wesentlichen mit den Gedanken über das warum und die Erinnerung an die Helden dieser Strecke. Ich glaube, der letzte Absatz oben ist mein „Warum“. Es selber erfühlen.