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24.08.17 - Passage, 69°52,37 N 120° 22,61 W

Nun haben wir entschieden, im Übergeordneten Interesse der Törnplanung ein wenig gegenan mitzunehmen, angenommen. Seit 15.00 kreuzen wir gegen 15 bis 22 Knoten true, und zwar genau von vorn. Kein schönerer Schenkel, halbierte VMG. Aber die Vorstellung, dass es morgen Vormittag vorbei sein wird, und wir dann einen deutlichen Schritt Richtung Alaska gemacht haben werden, hält die Stimmung hoch.

 

Wetter kann sich gegenüber der Vorhersage nicht nur verbessern, sondern auch verschlechtern. Aber als positiver Mensch bewertet man die günstigen Chancen immer etwas über und hängt dann in der … – im Salzwasser, was denn sonst? Wir sagen ja immer, dass man auf Morning Haze kein Ölzeug braucht, außer gegen den Wind. Ab 25 Knoten wahrer Wind gegenan, fühlen wir auch Spray.

 

Der Wind wird stärker, Wendewinkel wird ungünstiger, VMG sinkt weiter.

 

Solche Situationen gibt es auf der Ostsee natürlich auch. Wenn ich Strande einlaufend rechts liegen lasse und darauf optiere, dass der SE erst in drei Stunden knallt, kann ich bei Änderung der Lage innerhalb einer Stunde entspannt zurück oder mich in zwei, drei Stunden bis zum NOK durchhacken.

 

Die Herausforderung der NWP ist die unvergleichbar größere Distanz und der dünne Fallback. Als wir die „Strande oder NOK“ Entscheidung trafen, lag der nächste Ort (Cambridge) knapp 300 Seemeilen zurück. Eine Ansiedlung (Kugluktuk) etwa 130 sm nach SE, zu der man ablaufen könnte, eine andere Ansiedlung (Ulukhaktok), zu der man sich freikreuzen könnte etwa 100 sm nach N. Der nächste Händler für Bootsbedarf ist 1.500 sm entfernt (Nome). Die Distanz (zwischen den Ankerplätzen Bernhard Harbour und Pearce Point Harbour) ohne jeden Schutz gegen NW beträgt knapp 200 sm. Erst nach rund 120 sm stellte sich heraus, dass der Wind die ursprünglich avisierten 20 Knoten deutlich überschreiten und fast doppelt so lang blasen würde.

 

Nach der Überwindung des Eises im Kernstück der NWO ist das die Herausforderung, die wir angenommen haben: Küstensegeln mit sehr großen Distanzen, Temperaturen wie im Frischefach des Kühlschranks und ungebremst durchziehende Wettersysteme.

 

Um 22:00 verabschiede ich mich mit zwei Reffs im Groß und der Kutterfock, gut 20 Knoten Grundwind und Spitzen bis 25 Knoten in die Freiwache.