Seite auswählen

25.07.17 - Passage, 74°28,53 N 83°43,04 W

Auch heute wieder ein schöner Segeltag; Jörg meinte, der schönste, denn der Wind stieg an auf knapp 30 Knoten. Das gab uns Gelegenheit, alle möglichen Kombinationen des Segelns auszuprobieren, Reff rein, Reff raus, Genua rein, Kutter raus, Kutter raus, Halse, Halse, Halse. Nachmittags verließ uns noch die Sonne um Sprühregen Platz zu machen. Das Barometer fiel kontinuierlich von 1013 hp auf 998 hp, die Temperatur liegt nur noch im mittleren einstelligen Bereich.

 

Meine Vorstellung von der Annäherung an Resolute, dem nördlichen Ende des Kernbereichs der Nordwestpassage war ungefähr wie folgt: Über die große, gefährliche Baffin Bay und dann Landfall am Eingang des Lancaster Sounds. Weg über die Baffin Bay war entspannt, schön sogar und so freute ich mich auf den Wegpunkt Eingang Lancaster Sound.

 

Nur mit Landfall war da nichts. Dieser Fjord (Vorstellung: norwegische Küstenlandschaft) ist breiter, als der Ärmelkanal zwischen Dover und Calais. In der Mitte, zumal bei tiefhängenden Wolken und Nebel, ist kein Land zu sehen, auf das man fallen könnte. Diese Fehlvorstellung von der Größe des Fjords führte auch zu skurrilen Überlegungen bei der Wahl des tatsächlichen Landfalls: Im Segelhandbuch werden alle Ankerplätze auf einer einprägsamen Skizze gezeigt, so dass man gefühlt zwischen Dundas Harbour (Nordseite) und Tay Bay (Südseite) wählen kann – ungefähr so intelligent, wie in der Mitte des Ärmelkanals zu entscheiden, ob es denn Dover oder Calais sein soll. In unserer spezifischen Situation bestand diese Wahl aber noch nicht einmal theoretisch, denn Dundas Habor war mit sog. 7/10 Meereis gefüllt (=kann man nicht rein); der Fjord, in dem Tay Bay liegt, mit 5/10 Meereis versperrt.

 

 

Dank der sehr genauen Analyse der Home Shore Base haben wir festgestellt, dass unser nächster Ankerplatz im Cuming Inlet sein könnte und dort jedenfalls nicht durch Eis behindert wird. Wir sind guten Mutes, dort nach vier Tagen erstmals ausschlafen zu können. Die Südküste von Devon Island ist zwar regnerisch grau aber eisfrei.

 

Interessant ist die Frage der Grenzkontrolle. Brav habe ich mich bei „den Behörden“ gemeldet und wurde angewiesen, dass wir Zwecks Immigration beim nächsten Officer der Royal Canadian Mountain Police vorsprechen sollten. Schlagartig kamen mir die Bilder von Donald Duck mit Tick, Trick und Track im Zeltlager in Konfrontation mit einem RCMP Constables in den Sinn.

 

Meine ganz persönliche Immigration war der Wechsel der Gastlandsflagge. Dabei rutschte mir die Grönlandflagge aus der Hand und ins Wasser. – Abschied.