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30.08.17 – Passage, 70°27,30 N 144°49,30 W

Hier an Bord ist die Crew daran gewöhnt, dass ich Unruhe verbreitend um 8:00 durchs Boot poltere mit der klaren Botschaft: Aufstehen, Losfahren. Aber das mein Nachbar vom Ankerplatz vorbeifährt, mit seinem Motor betont Krach macht um uns zu wecken, und dann, als ich erschrocken den Niedergang hochsprinte, ruft „Wir fahren jetzt!“ und in seinem Gesicht deutlich die Aufforderung steht: „Und ihr doch wohl auch?!?“ ? So freundlich aufgefordert verbreite ich größte Unruhe an Bord und schwupp die wupp sind wir noch vor der Nauta D um Herschel Island herum. Ätsch!

 

Ab dann machen wir auf Synchronsegeln; nach mehr als 150 sm stehen wir immer noch unmittelbar nebeneinander an der Kurslinie. Fast wie zwei Kumpels auf dem Weg von Schleimünde nach Horup Havn. Nur, dass das hier die Beaufort See ist und der Wegepunkt Point Barrow in 371 Seemeilen Entfernung liegt.

 

Die Beaufort See fängt mit entspannten 4 Bft an und führt uns dann durch ihre Skala. Wir sind jetzt bei 7 Bft angekommen und das reicht eigentlich. Zum Glück kommt der Wind raumschots, so dass wir mit Höchstgeschwindigkeit auf das Ziel zurauschen. Laut Wettervorhersage soll der Wind so bis morgen abend durchstehen. Wir können es nicht ändern, nur die Beseglung. Mit Kutter und 2 Reffs haben wir vergleichsweise ruhige Verhältnisse. Allerdings ist der etwa 20sm breite Küstenstreifen flach, so dass die Welle ruppig wird. Aber besser es bleibt so, als dass sich die Windrichtung ändert. Wir haben nämlich bis zum Ziel keinen Hafen mehr, in dem wir Schutz suchen können. Es gibt zwar eine Vielzahl von der Küste vorgelagerten Inseln. Dort ist das Wasser aber so flach, dass die Not schon sehr groß sein müsste, bevor man versucht dort irgendwie unter zu kommen.

 

Wir haben aber nichts gegen einen schnellen Rutsch nach Point Barrow. Da soll man ohnehin so früh wie möglich herum, denn dort bildet sich zuerst neues Eis in Küstennähe. Und der Winter kommt. Vorgestern wurden die hohen Berge am MacKenzie gepudert, heute hatten wir den ersten Schnee an Bord.

 

Drei weitere Tage Ostwind, überwiegend etwas stärker, und eine Eiskarte mit einem mindestens sechzig Meilen breiten Streifen „eisfrei“ vor Alaskas Nordküste sind deshalb Wetterinformationen, mit denen wir gerne durch die Nacht rauschen.