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24.07.17 - Passage, 74°13,41 N 74°14,90 W

Seit heute morgen um vier Uhr segeln wir wieder. Es wirkt schon ein wenig komisch für einen Bericht aus arktischer See „Sonne, 15°, leichte Brise aus Südost, kaum jemand unterwegs“ – klingt wie ein selten schöner Frühjahrstag auf der Ostsee. Ist aber Baffin Bay.

 

Am späten Nachmittag, gerade als die Distanz zur kanadischen Küste nur noch zweistellig ist, ein weißer Streifen am Horizont. Treibeis! Eine ausgedehnte Fläche mehr oder weniger großer Eisbrocken. Wir nähern uns mit Respekt um dann festzustellen, dass, anders als zwischen den Eisbergen, hier kein Durchkommen ist. Das ist etwas überraschend, aber diese von Wind und Strömung geformte Ansammlung von vergleichsweise kleinen Bruchstücken von Meereis ist völlig kompakt. Zum Glück steht der Wind richtig, so dass wir entlang der Kante der Treibeisplatte nach Nord und dann in einem Bogen um sie herumsegeln können.

 

Anders als die großen (Land)Eisberge ist Treibeis mit (unserem) Radar nicht zu orten. Ab jetzt müssen wir also ständig Ausguck gehen. Immer wieder müssen kleinere oder größere Ansammlungen von Treibeis umfahren werden. Diese Situation wird uns von jetzt an begleiten.

 

Etwas Sorge macht uns das Treibeis auch aus einem anderen Grund: Nachdem wir bisher geradezu ungewöhnlich flott voran gekommen sind und von unnötigen Hindernissen verschont wurden, sind wir zu früh. Zu früh für das Herzstück der Nordwestpassage. Wir brauchen eine Warteposition und hätten dazu gerne einen kuschligen Ankerplatz. Der Zugang zu diesen scheint derzeit aber noch durch Treibeisgürtel vor der Küste versperrt zu sein. Doch fliegender Holländer, ohne Hafen durch die NWP?