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29.08.17 - Herschel Island, 69°33.99 N 138°58,44 W

Gegen 4:00 weckte mich der Wind aus meinem narkotischem Schlaf. Der West war mit rund 35 Knoten angekommen. Anker stand unverändert, so dass ich die Alarm Einstellungen anpasste und mich wieder hinlegte. Ich war kaum aus den Klamotten ‚raus, als wir über Kanal 16 gerufen wurde. Nauta D hatte beobachtet, dass sich unsere AIS Poition veränderte und wollte uns vor einem slippenden Anker warnen. Ein Blick auf den Plotter zeigte, dass bereits etwa ein Drittel des „Headroom’s“ verbraucht und wir der Whaling Station bedenklich nahe kamen. Als Benedict und ich in voller Montur an Deck waren, war ein weiteres Drittel hinüber. Der Motor sprang sofort an, und ich versuchte, den Rücken frei, also von unserem gestrigen Ausflugsziel wegzubekommen. Das kollidierte mit Benedicts Bemühen, den Anker hochzuholen, denn die Winsch schaffte nicht die Kette gegen das wegstrebende Boot aufzuholen. Aber das bedeutet zuminest, dass der Anker wieder gegriffen hatte. Nicht ideal auf der Fünf-Meter-Linie mit Sturm auf Land. Es gehörte schon etwas Selbstüberwindung dazu, die Position zu halten, mit dem Motor etwas Druck aus der Kette zu nehmen und erst dann am Ruder zu agieren, wenn der Anker frei kommt. Bei fünf Metern Wassertiefe ist zum Glück (muss ja auch Vorteile geben) die Zeit zwischen Ausbrechen des Ankers und Einholen der Kette nicht so lang. Die Zeit, deren es dann bedurfte, soviel Fahrt ins Schiff zu bekommen, dass wir aus der Gefahrenzone dampfen konnten, reichte uns so nah an den Strand der kleinen Bucht vor der Whaling Station zu versetzen, dass man selbst bei Dunkelheit das Funkeln in den Augen der Krebse am Strand sehen konnte. Nach sehr langen fünf Minuten fiel der Adrenalin Pegel schlagartig, es musste nur noch neu geankert werden.

 

Auf acht Metern am anderen Ende der Thetis Bucht vor Herschel Island griff der Anker mit 55 Metern Kette sofort und stand fest. Nach zehn Minuten Beobachtung nochmals 20 Meter Kette gesteckt und auch da war keine Bewegung in der Kette zu spüren. Nochmaliger Abfall des Adrenalins.

 

Allerdings hatte das Kutter-Segel entschieden, sich ungewollt aufzuwickeln. Gerade noch rechtzeitig konnten wir den größten Teil des Vorstags herunterholen, das obere Viertel verklemmte sich aber irgendwie oberhalb der ersten Saling. Zu dritt und mit ein wenig Überlistung bekamen wir das Segel schließlich frei und gestaut. Nach zwei Stunden war der Spuk vorbei. Die Ankerwache konnte eine unbewegliche Ankerposition und Wind bis 40 Knoten vermelden, aber erst um 09:00. Im Hinblck auf die nächtlichen Aktivitäten nach nunmehr an Bord geltender „Nome-Zeit“, d.h. zwei Stunden mehr Schlaf.

 

Der Tag verging im Müßiggang, für die Nacht hoffen wir, dass die derzeitige Windsituation sich nicht verschlechtert. 20 bis 25 Knoten wirken nach der gestrigen Nacht entspannend.